Die Fakuma – Internationale Fachmesse für Kunststoffverarbeitung, anerkannt als Branchen- und Technologiebarometer – belegt im Zeitraffer, wie schnell sich die Kunststoffindustrie weiterentwickelt. Die Fachveranstaltung mit dem Schwerpunkt Spritzgießen präsentiert fortlaufend die Lösungen der Hersteller und Anbieter sowie von Systemintegratoren zur Bewältigung aktueller und künftiger Herausforderungen. Auf dem großen Erfolg der Veranstaltung 2018 aufbauend (erstmals kamen 1933 Aussteller aus 40 Nationen an den Bodensee), plant das Messeunternehmen P.E. Schall GmbH & Co. KG bereits für die Session 2020 – mit weiter steigender Internationalität und wiederum auf allen verfügbaren Flächen. „Wir belegen seit Jahren alle Hallenflächen, aber mehr als 85.000 m² sind im modernen Messezentrum Friedrichshafen leider nicht drin", erklärt Dipl.-Kffr. Bettina Schall, geschäftsführende Gesellschafterin des Veranstalters.
Fakuma ist die wichtigste Fachmesse für Praktiker
Rund 47.650 Fachbesucher aus 126 Ländern reisten 2018 an den Bodensee. Zwar wurden die Rekord-Besucherzahlen der Jubiläumsveranstaltung knapp verfehlt, aber Veranstalter und Aussteller waren sehr zufrieden, weil die Qualität der Besucher stimmte. Viele Aussteller loben die Fakuma als „echte Arbeitsmesse" und als die Fachausstellung für gestandene Praktiker, die sich konsequent an der Prozesskette der Kunststoffverarbeitung orientiert. „Nirgendwo sonst gelingt es, Vorstellungen, Projekte und Visionen mit Kunden konkreter zu erörtern wie am Bodensee, weshalb der Branchentreff für uns Aussteller auch klar den Status einer Ordermesse hat", brachte es ein Spritzgießer auf den Punkt. Überdies erfordern Digitalisierung und Vernetzung sowie die weiterführende Prozessintegration und Systemlösungen bei Maschinen und Peripherie einen kontinuierlichen Dialog zwischen Maschinenbauern und Kunststoff-Verarbeitern. Folgerichtig waren Globalisierung, Digitalisierung und Circular Economy die beherrschenden Themen auf der Fakuma.
Vernetzung bei den Kunststoff-Verarbeitern geht weiter
Produkte und Services im Bereich Produktionstechnik sinnvoll mit lT zu durchwirken um Ressourcen zu sparen, transparenter und flexibler zu werden und effizienter zu arbeiten, so lautete einst die Aufgabenstellung einer lndustrie-4.0-Strategie. Dass sich die Hersteller von Kunststoffverarbeitungsmaschinen hier mittlerweile deutlich weiterentwickelt haben und heute weitreichende Digitalisierung und Vernetzung ihrer Maschinen anbieten, war auf der Fakuma durchgängig sichtbar. Dank intelligenter Assistenzsysteme und einer weitreichenden vertikalen Integration – vom ERP bis in die Tiefen der Maschinen – sind sich selbst optimierende Lösungen keine Vision mehr. Sie sind für gewisse Aufgaben bereits zur Realität geworden und konnten schon auf der Fakuma 2018 bestaunt werden, oder anders herum: Die Vernetzung ist bei den Kunststoff-Verarbeitern angekommen! ,,Aber es sei noch ein weiter Weg zurückzulegen bis zur flächendeckenden Vernetzung", so ein Insider, „und wohin die Reise wirklich geht mit Industrie 4.0, IoT und Digitaler Transformation, wird sich wahrscheinlich erst wieder auf der Fakuma 2020 zeigen."
Circular Economy im Maschinenbau angekommen
Dass das derzeit eher schlechte lmage von Kunststoffen in der breiten Öffentlichkeit, hervorgerufen durch die Diskussion über die Verschmutzung der Weltmeere wegen Plastikmüll, zu einer Sensibilisierung der Branche führt, sieht Bettina Schall auch als Chance. Noch deutlicher wurde Thorsten Ratzmann, CEO der Firma Pöppelmann, in seinem Statement: „Kunststoff als vielfältig zu verarbeitendes Material ist mittlerweile in Verruf gekommen und die Kunststoffindustrie hat ein echtes Reputationsproblem". Für Viele – so scheint es auf den ersten Blick – ist Plastik „böse" und muss reduziert werden! Das mag zwar eine verlockende Zielsetzung sein, jedoch – und das zeigte schon die Fakuma 2018 deutlich – ist wohl eher das Gegenteil die Realität. Für eine nachhaltigere Zukunft muss und wird immer Kunststoff eingesetzt werden. So hat der Begriff der Kreislaufwirtschaft oder Circular Economy in der Kunststoffindustrie längst Fuß gefasst. Längst geht es nicht mehr um das ,,ob", sondern um das „Wie". Dass die Kreislaufwirtschaft auch im K-Maschinenbau angekommen ist, war am Bodensee sichtbarer denn je. Zumal nur durch Dialoge das Erreichen höherer Recyclingquoten oder die Effizienz-Verbesserung der Abfallwirtschaft global gemeistert werden kann. Damit Verarbeiter zunehmend Recyclate bei der Herstellung von Kunststoffprodukten verwenden, brauchen sie sichere Materialqualitäten in ausreichender Menge. Diese aber erhält man nur, wenn ausreichend recycelbare Kunststoffabfälle gesammelt werden. An der Fakuma in Friedrichshafen drang durch, dass die Kunststoffindustrie selbst künftig viel mehr tun muss: „Wenn wir eines Tages geschlossene Kreisläufe haben wollen, müssen wir die Kräfte aller Partner in der Wertschöpfungskette bündeln, und das schließt auch die Endverbraucher mit ein. Wir müssen gemeinsam entschlossen an allen entscheidenden Schritten des Kreislaufs wie der Herstellung der Produkte, der Gebrauchsphase und der Entsorgung arbeiten", war von einem Recyclingexperten in Friedrichshafen zu hören. Dem ist eigentlich nichts hinzuzuführen, denn das MEGAthema bleibt in jedem Fall auf der Agenda.
Die 27. Fakuma findet vom 13. bis zum 17. Oktober 2020 in Friedrichshafen statt.