Evonik stellt sich in einer neuen Segmentstruktur auf und gibt sich ein deutlich schlankeres Führungsmodell. Die Business Lines, die bislang in vier Divisionen gebündelt sind, werden künftig direkt von einzelnen Vorstandsmitgliedern geführt.
Aufgeteilt in zwei Segmente werden die operativen Geschäfte dann deutlich differenzierter gesteuert. „Wir haben die Qualität unseres Portfolios in den vergangenen Jahren deutlich verbessert“, sagt Vorstandschef Christian Kullmann. „In unserer heutigen Struktur ist das Kriterium Spezialchemie allein für unsere Weiterentwicklung nicht mehr ausreichend. Der Begriff ist inhaltlich mittlerweile völlig verwaschen und differenziert uns nicht mehr hinreichend bei unseren Kunden und am Kapitalmarkt. In Zukunft steuern wir Evonik differenzierter. Unter einem Dach nutzen wir die Stärken unserer beiden Standbeine: lösungs- und innovationsgetriebene Geschäfte auf der einen sowie technologie- und effizienzgetriebene Geschäfte auf der anderen Seite. Unser neues Führungsmodell trägt dieser Aufstellung Rechnung.“
Custom Solutions und Advanced Technologies
Bisher steuerte Evonik das operative Chemiegeschäft in den Wachstumsdivisionen Specialty Additives, Nutrition & Care und Smart Materials. In der neuen Struktur, die zum 1. April 2025 umgesetzt wird, ordnet der Konzern seine Business Lines in den zwei neuen Segmenten Custom Solutions und Advanced Technologies. Dies ermöglicht eine klarere strategische Ausrichtung und Ressourcenallokation sowie eine differenziertere Steuerung der Geschäfte nach ihren jeweiligen Geschäftsmodellen. Beide Segmente kommen aktuell auf einen Jahresumsatz von jeweils rund 6 Milliarden Euro.
Die Geschäfte im Segment Custom Solutions definieren sich über ihre innovationsgetriebenen Geschäftsmodelle. Sie sind in Nischenmärkten aktiv und haben eine ausgeprägte Nähe zu ihren Kunden, für die sie maßgeschneiderte Lösungen entwickeln. Das ermöglicht ihnen, die Preise wertbasiert zu gestalten. Der Fokus für Akquisitionen liegt auf diesem Segment mit rund 7.000 Mitarbeitern, zu dem etwa Additive für Lacke und Beschichtungen sowie Produkte für die Kosmetik- und Pharmaindustrie zählen.
Die effizienzgetriebenen Geschäfte im Segment Advanced Technologies nehmen im internationalen Wettbewerb führende Kostenpositionen ein. Zu diesem Segment mit rund 8.000 Mitarbeitern zählen etwa die Hochleistungskunststoffe und Wasserstoffperoxid.
Als Nukleus des Unternehmens stehen die Business Lines im Mittelpunkt des unternehmerischen Handelns. Diesem Grundsatz folgt auch das Reorganisations-Programm „Evonik Tailor Made“, das bis Ende 2026 läuft und die Kosten dauerhaft deutlich senken wird. Nach dem Abschluss der Planungsphase wurden erste strukturelle Maßnahmen bereits in diesem Jahr umgesetzt. Sie führen dazu, Entscheidungen und Abläufe zu beschleunigen und den bürokratischen Aufwand drastisch zu reduzieren. Konzernweit wird Evonik bis zum Abschluss des Programms die Zahl der Führungsebenen von durchschnittlich zehn auf maximal sechs reduzieren. Zugleich werden mehr als 3.000 Organisationseinheiten wegfallen.
Dem trägt das schlankere Führungsmodell Rechnung, das mit der neuen Segmentstruktur umgesetzt wird: Mit dem Wegfall der Ebene der Divisionsleitung entfällt zum 1. April 2025 eine komplette Führungsebene im operativen Geschäft. Die Business Lines werden dann, in den Segmenten gebündelt, von einzelnen Vorstandsmitgliedern direkt geführt.
Die Business Lines im Segment Custom Solutions übernimmt die Amerikanerin Lauren Kjeldsen, 51, bislang Leiterin der Division Smart Materials. Die Business Lines im Segment Advanced Technologies übernimmt die Französin Claudine Mollenkopf, 58, bislang Leiterin der Division Specialty Additives. Zum 1. April werden Kjeldsen und Mollenkopf in den Vorstand berufen.