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Ist der Unverpackt-Trend schon wieder vorbei? In letzter Zeit mussten zahlreiche kleine Läden aufgeben, die sich für Bio- und Fairtrade-Produkte engagierten. Andererseits versuchen große Supermarkt-Ketten, mit Mehrwegnetzen und Papiertüten die Menge der Kunststoff-Abfälle zu verringern. Ceresana hat bereits zum zweiten Mal den europäischen Markt für flexible Verpackungen aus Kunststoffen, Papier und Aluminium untersucht. Dazu zählen Verpackungen von Konsumgütern für Endkunden, aber auch zum Beispiel Schrumpf- und Dehnfolien für Lagerung und Transport, Etiketten, Tragetaschen aller Art, Säcke für schwere Lasten und flexible intermediäre Schüttgutbehälter (FIBC). Ceresana erwartet, dass der Verbrauch von flexiblen Verpackungen in Europa insgesamt etwas zurückgehen und im Jahr 2031 rund 19,05 Millionen Tonnen erreichen wird. Die verschiedenen Verpackungstypen und Materialien entwickeln sich dabei jedoch mit unterschiedlicher Dynamik.
Robuste Beutel
In vielen Wirtschaftsbereichen hat die Corona-Pandemie zu einem starken Einbruch geführt. Dagegen sind die Umsätze des Lebensmittel-Einzelhandels in den Lockdown-Monaten leicht gewachsen: Vielerorts waren die Restaurants geschlossen, und die Konsumenten hatten mehr Zeit, selbst zu kochen. Damit stieg auch die Nachfrage nach Beutelverpackungen für Lebensmittel. Dieser Effekt schwindet nun aber wieder: Ende 2022 und voraussichtlich auch 2023 müssen viele Haushalte wegen steigender Energiekosten und Inflation sparen. Der Verbrauch von Schrumpf- und Dehnfolien, Schwerlast- und Industrie-Säcken korreliert eng mit der Entwicklung der gesamten Wirtschaft: Das Niveau von 2019 wird in diesen Marktsegmenten voraussichtlich erst ab 2025 wieder erreicht werden. Transportverpackungen profitieren vom nach wie vor wachsenden Volumen des Internethandels. Der anhaltende Convenience-Trend treibt den Verbrauch von Standbodenbeuteln (engl. Stand-Up-Pouches), bei denen Verbundfolien im Vergleich zu starren Verpackungen eine Gewichtsverringerung ermöglichen. Im Verpackungsmarkt für pharmazeutische Produkte geht der Trend weiter zu vorportionierten Einzelverpackungen für Medikamente, zum Beispiel Einweg-Sachets.
Weniger Kunststoff, mehr Papier
Der „Green Deal“ und die „Kunststoff-Strategie“ der Europäischen Union beginnen zu wirken: Dünne Tragetaschen und Hemdchenbeutel aus Kunststoff werden in immer mehr EU-Staaten verboten oder mit Gebühren belegt. Ihr Verbrauch geht zurück. Oft werden sie durch Tüten und Beutel aus Papier ersetzt, die allerdings auch nicht unbedingt nachhaltig sind. Im Gegenzug steigt der Bedarf für Müllsäcke, weil immer weniger Tragetaschen eine Zweitverwendung als Müllbeutel finden. Die Marktforscher von Ceresana erwarten, dass dieser Trend noch bis ungefähr 2026 anhält, dann wird die Nachfrage nach Müllsäcken voraussichtlich wieder leicht sinken. Bei Etiketten wird Papier dagegen oft durch Alternativen aus Kunststoff ersetzt. Insgesamt rechnet Ceresana bei Verpackungsfolien ab dem Jahr 2024 wieder mit einem Wachstum, allerdings gehemmt von umweltpolitischen Maßnahmen gegen Kunststoff-Abfälle und von gestiegenen Herstellungskosten.