Was macht die Plastic Bank?
David Katz: Plastic Bank ist ein soziales Unternehmen, das der Welt dabei hilft, das Einbringen von Kunststoffen ins Meer zu stoppen und gleichzeitig das Leben von Sammlergemeinschaften zu verbessern. Wir bauen ethische Recyclingsysteme in schutzbedürftigen Küstengebieten auf und bereiten die Kunststoffabfälle für die Rückführung in die globale Lieferkette auf. Wir richten Müllsammelstellen in Ländern ein, die über keine angemessene Infrastruktur für die Abfallentsorgung verfügen. Die Mitglieder erhalten als Gegenleistung für die gesammelten Materialien eine Prämie, die ihnen hilft, ihre Lebenssituation zu verbessern. Die Grundidee ist, den Wert von Plastik aufzuzeigen, Abfall in Wertstoffe zu verwandeln und damit zur Bekämpfung von Armut beizutragen.
Wie finanziert sich Ihr Unternehmen?
Katz: Wir sind eine selbstfinanzierte Organisation. Wir lassen das gesammelte Material von Partner-Verarbeitern zu sogenannten Social-Plastic-Rohstoffen aufbereiten und verkaufen es an Unternehmen weltweit. Unser Recyclingmodell ermöglicht den Kreislauf von Materialien und hat positive soziale Auswirkungen auf die Sammlergemeinschaften. Wir haben auf diese Weise schon mehrere zehntausend Tonnen verkauft. Wir haben einige hundert Mitarbeiter, die an unserem Firmensitz in Vancouver und in unseren Außenstellen in Indonesien, Ägypten, Brasilien, den Philippinen, Nigeria, Thailand und Kamerun arbeiten.
Die EU wird Quoten für Rezyklate einführen. Derzeit gibt es aber nur geringe Mengen. Kann Plastic Bank hier helfen?
Katz: Auf jeden Fall. Wir können das Material von den Orten, an denen es gesammelt wird, nach Europa bringen. Denn hier braucht man es dringend als Ersatz für Rohstoffe. Doch es geht um mehr als nur um Angebot und Nachfrage. Die Frachtkosten und der CO2-Fußabdruck, die sich aus dem Langstreckentransport ergeben, sind nach wie vor eine Herausforderung für die Recyclingindustrie. In einer perfekten Welt sollte jedes Land in der Lage sein, den kompletten Kreislauf seines Abfalls zu bewältigen – Sammlung, Wiederaufbereitung und Wiedereingliederung. Bis die Menschheit dazu in der Lage ist, bemühen wir uns weiterhin darum, recycelte Materialien dort verfügbar zu machen, wo sie gebraucht werden. Verglichen mit dem Fußabdruck eines neuen Kunststoffprodukts, das aus Erdöl hergestellt wird, ist der CO2- Fußabdruck, der durch den Transport entsteht, sehr klein. Außerdem haben die Container, die wir verwenden, schon einmal Waren transportiert und kehren leer zurück. Das machen wir uns zunutze.
Die Kunststoffindustrie hat zuletzt viele neue Technologien und Verfahren entwickelt, die Zirkularität ermöglichen. Ist das der richtige Weg?
Katz: Der Weg ist richtig, man erkennt hier eine Veränderung der Einstellung. Aber viele große Konzerne und Industriezweige, die Plastik verwenden, bremsen hier noch, doch im Grunde müssen wir die Entwicklung noch beschleunigen. Wir müssen mehr Überzeugungsarbeit leisten, damit die Circular Economy nicht als Bürde, sondern als Chance begriffen wird. Man kann die Menschen nicht zwingen, viele bleiben dennoch bei ihrer Meinung. Wir müssen zeigen, dass die Zirkularität funktioniert und vor allem, dass sie allen nützt; erst dann wird sich das Verhalten nachhaltig verändern. Ich bin davon überzeugt, dass in Zukunft diejenigen Unternehmen im Wettbewerb am erfolgreichsten sein werden, die am nachhaltigsten agieren.
Wenn wir an den Kreislauf denken, ist der Anfang entscheidend, also die Entwicklung von Produkten, die tatsächlich recycelbar sind, oder?
Katz: Ein Produktdesign zur Wiederverwertbarkeit ist natürlich sehr wichtig. Als nicht recycelbar gilt aber auch Material, für das es keine Recyclingmöglichkeit in seiner lokalen Umgebung gibt. Man kann eine hochqualitative PET-Flasche haben, aber wenn es keine Infrastruktur zum Sammeln und Zurückgeben gibt, ist diese Flasche nicht wirklich recycelbar. Nicht nur sollte das Material recycelbar sein, sondern es sollte weltweit auch eine Infrastruktur vorhanden sein, die es ermöglichen, dieses zur Wiederverwendung, Wiederverwertung und Wiedereingliederung zurückzuführen.
Plastic Bank war im Oktober erstmals auf der Branchenleitmesse K. Waren Sie zufrieden?
Katz: Ja, wir waren begeistert über die Resonanz auf unserem Stand. Wir waren mit neun Leuten da, aber wir konnten gar nicht mit allen reden, die mit uns sprechen wollten. Es sind auch Vertreter der weltweit wichtigsten Firmen zu uns gekommen. Außer Firmen, die nachhaltiger werden wollen, suchen wir auch Partner auf der Seite der Verarbeiter, mit denen gemeinsam wir eine ethische Lieferkette für recyceltes Plastik aufbauen können. Unsere PlasticBank®-App stützt sich auf eine Blockchain-gesicherte Plattform, die eine rückverfolgbare Sammlung und verifizierte Berichterstattung ermöglicht. Immer mehr Unternehmen werden sich der Vorteile von Rückverfolgbarkeit und sozialer Wirkung beim Recycling bewusst. Ich mache das jetzt seit fast zehn Jahren und ich war noch nie so bestärkt wie in diesem Jahr.
Hat Plastic Bank Wettbewerber?
Katz: Ein gemeinsames Ziel kennt keine Konkurrenz. Jeder, der sich wirklich dafür einsetzt, Plastik in den Ozeanen zu stoppen und den Wert von Abfällen aufzuzeigen, um die Armut zu beenden, ist ein Verbündeter der Plastic Bank und arbeitet auf dasselbe Ziel hin. Wir brauchen mehr Unternehmer, mehr Gemeinschaften, mehr Sammelsysteme. Es könnte viele Plastic Banks auf der Welt geben, und es wären immer noch nicht genug. Es gibt so viel zu tun.
Plastic Bank
VDMA Kunststoff- und Gummimaschinen