Circular Economy Report: Fortschritte beim Recycling, aber auch Hürden
Plastics Europe hat im März den Report „The Circular Economy for Plastics: A European Analysis“ veröffentlicht, der alle zwei Jahre erscheint. Der Bericht enthält aktuelle Zahlen zum Recycling und dem Anteil von Kunststoffen aus nicht-fossilen Rohstoffen, sowie einen Überblick und detaillierte Länderreports zur europäischen Kunststoffproduktion, Verarbeitung, Verbrauch und Abfallbewirtschaftung von Kunststoffen.
Zirkuläre Kunststoffe aus nicht-fossilen Rohstoffen und recycelten post-consumer Rezyklaten machen schon heute 13,5% der neu hergestellten Kunststoffprodukte in Europa aus. Gemäß der Plastics Transition Roadmap planen die europäischen Kunststoffhersteller den Anteil von zirkulären Kunststoffen in der Wertschöpfungskette bis 2030 auf 25% zu erhöhen. Die Hälfte des Weges ist somit bereits erreicht.
Es gibt jedoch auch Herausforderungen. Die zunehmende Verbrennung von Kunststoffabfällen zur Energiegewinnung (+15% seit 2018) ist bedenklich, da diese Kunststoffabfälle als Rohstoffe benötigt werden und in vielen Fällen durch Recycling in den Kreislauf zurückgeführt werden könnten. Virginia Janssens, Geschäftsführerin von Plastics Europe AISBL, dem europäischen Dachverband der Kunststofferzeuger, erklärt: „Die Transformation zur Kreislaufwirtschaft nimmt Fahrt auf, doch es ist enttäuschend, dass immer noch so viele Kunststoffabfälle verbrannt werden. Wir brauchen diese Kunststoffabfälle als Rohstoff für die Kreislaufwirtschaft. Wenn wir hier keine Anreize schaffen, kann die Geschwindigkeit der Transformation nicht aufrechterhalten werden, um die Ziele der Plastics Transition Roadmap und des European Green Deal zu erreichen.
Der Bericht zeigt auch, dass der Anteil Europas an der globalen Kunststoffproduktion von 22% im Jahr 2006 auf 14% im Jahr 2022 gesunken ist. Wenn sich dieser Trend fortsetzt, wird Europa zunehmend von Kunststoffimporten abhängig sein, was die Möglichkeiten, in Kreislaufwirtschaft zu investieren beeinträchtigt, und die Transformation der nachgelagerten Wertschöpfungskette, die auf diese zirkulären Kunststoffe angewiesen sind, untergräbt.
Insgesamt werden heute 26,9 % des europäischen Plastikabfalls recycelt. Das bedeutet, dass erstmalig mehr Plastikabfall recycelt, wird als deponiert (7,6 Millionen Tonnen). Das ist ein wichtiger Meilenstein für eine Kreislaufwirtschaft mit Kunststoffen. Doch um der wachsenden Nachfrage nach Kunststoffen aus nicht fossilen Rohstoffen gerecht zu werden, müssen Sammlung und Sortierung von Plastikabfall massiv ausgeweitet und die Verfügbarkeit von Biomasse und CO2 aus Kohlenstoffabscheidung (CCU) erhöht werden.
Die Nutzung zirkulärer Rohstoffe ist sektorspezifisch sehr unterschiedlich. Der meiste Rezyklateinsatz erfolgt in den Bereichen Verpackung, Bauwesen und Landwirtschaft. In Branchen wie der Automobilindustrie und Elektronikindustrie ist der Rezyklateinsatz derzeit geringer.
Zirkuläre Kunststoffe können aus verschiedenen Rohstoffquellen gewonnen werden. Der Großteil der zirkulären Kunststoffe (13,2% aller Kunststoffe) wurde 2022 aus mechanischem Recycling gewonnen. Lediglich 1% stammte aus biobasierten Materialien, und nur 0,1% wurde chemisch recycelt.“
Virginia Janssens ergänzt: „Die flächendeckende Einführung und Skalierung des chemischen Recyclings als Ergänzung zum mechanischen Recycling ist unerlässlich, um die ambitionierten Rezyklateinsatzquoten zu erreichen, die für manche Produkte und Branchen verpflichtend sind, insbesondere dort, wo hohe Qualitätsanforderungen beim Materialeinsatz gelten. Um die dafür notwendigen Investitionen anzureizen und die Skalierung des chemischen Recyclings in Europa zu beschleunigen, benötigen wir dringend grünes Licht und klare Ansagen von den EU-Politikern. Wir brauchen eine Anerkennung des chemischen Recyclings und die Einführung von Massebilanzverfahren, nach ‚Fuel Use Exempt‘.