Am 14. April fand die Premiere des vom VM Verlag veranstalteten Webinars „AdEx Home – Advanced Pipe Extrusion Technology“ statt. Zahlreiche interessierte Teilnehmer verfolgten die in englischer Sprache gehaltenen Vorträgen von Dr. Jiri Vlcek (Compuplast), Timo Gebauer (SIGMASOFT) und Martina Bönig (Ingenieurbüro für Extrusionstechnik M. Bönig), die auch die Moderation übernahm. Martina Bönig ist seit mehr als 25 Jahren in der Extrusionsbranche aktiv und aktuell als unabhängige Beraterin und Sachverständige in allen Belangen rund um die Extrusion auf der ganzen Welt tätig. Sie betonte eingangs der Veranstaltung die Wichtigkeit der Computer-Simulation für den gesamten Prozess der Extrusion, vor allen Dingen, für die Ersparnis von Geld und Zeit. Dies gelte für alle Bereiche der Kunststoffextrusion. Und so drehte es sich in den Vorträgen auch alles rund um genau dieses Thema: die Computer-Simulation. Als erstes referierte Dr. Jiri Vlcek unter dem Titel “Simulation des Einflusses von Verstreckung und Materialeigenschaften auf die Verformung von Rundprodukten außerhalb einer Düse.” Das Fazit seines wissenschaftlichen Vortrags war, dass sich im Falle der Rohrdehnung zeigen lasse, dass die Abmessungen des Produkts nicht nur von den Prozessbedingungen und der Scherviskosität, sondern auch von der Viskoelastizität des Materials abhänge. Zudem lasse sich mit Hilfe der Simulation zeigen, dass ein sich stärker verfestigendes Material weniger dazu neige sich im Durchmesser zu verformen. Die Ergebnisse der Simulation können für eine inverse Annäherung verwendet werden, so Dr. Vlcek.
Den zweiten Vortrag “Extrusion und Simulation: Wie groß ist der Schritt von der Exceldatei zur Finite-Volumen-Simulation?” hielt Timo Gebauer. Er unterstrich den hohen Nutzen der Computer- Simulation, vor allen Dingen in Bezug auf Kosten- und Zeitersparnis, unter der Prämisse: Probleme verhindern – Probleme lösen – den Prozess besser verstehen. Die grundsätzliche Botschaft seines Vortrags war die, dass Simulation nicht kompliziert sein muss. Laut Gebauer scheuen sich Verarbeiter oder Werkzeugbauer häufig davor, das Thema Simulation anzugehen, weil die Angst bestehe, man müsse einen promovierten FEM Spezialisten einstellen, der diese Art der Berechnungen durchführen könne. SIGMASOFT biete ein Produkt, welches es mit reinem Prozesswissen und etwas Affinität zu CAD Progarammen ermögliche, Prozesse virtuell zu mustern und nicht Stunde um Stunde in der Produktion zu erproben. Reales Abmustern blokkiere teure Maschinen und liefere nur einen Bruchteil an Informationen. Diese Zeiten neigen sich laut Gebauer dem Ende zu. Wer mittelfristig konkurrenzfähig bleiben wolle, müsse sich mit dem Thema Simulation auseinandersetzen. Gebauer: “Wir leben in einer Zeit, in der Entwicklungszeiten immer kürzer werden und Fehler nicht mehr verziehen werden. Parallel dazu wachsen Ansprüche an Toleranzen und die Komplexitätder Prozesse. Einfache Abschätzungen und Auslegung aus dem Bauch heraus werden weiter abnehmen, besonders unter dem Gesichtspunkt des zunehmenden Fachkräftemangels. Ich glaube die Vorteile der Simulation auf Folie 12 sprechen für sich.”
Abschließend hielt die Moderatorin Martina Bönig selbst ihren Vortrag “Anforderungen und Möglichkeiten zur nachhaltigen Prozessoptimierung – Analyse, Durchführung & Wirtschaftlichkeit.” Sie hinterfragte den Begriff der Prozessoptimierung. Dieser bedeute, die eigentliche Ursache eines Prozessproblems zu finden und zu beheben, nicht das Problem zu bekämpfen, und beschrieb welche Voraussetzungen für eine nachhaltige Prozessoptimierung notwendig sind und welche Möglichkeiten derzeit generell zur Verfügung stehen.
Der Veranstalter, die VM Verlag GmbH, möchte dieses zukunftweisende Thema der Simulation weiter verfolgen und zu gegebener Zeit eine Anschlussveranstaltung anbieten.