WorldSkills Abu Dhabi 2017: Die weltbesten Youngster ihrer Zunft
Erfolge, Niederlagen, Tränen, Triumphe und handfeste Überraschungen: Die Wettbewerbe bringen viele der Teilnehmer sichtlich an ihre Grenzen. Kein Wunder, denn die Aufgaben bei den Berufswettbewerben der WorldSkills sind so anspruchsvoll wie die Konkurrenz hart. Und sie zählen zu den größten und wichtigsten Prüfungen im noch jungen Leben der Kombatanten.
Ein wahrlich internationales Flair weht durch die mit über 100.000 Zuschauern auch von außen stark frequentierte Veranstaltung. Alle zwei Jahre trifft sich im Rahmen der WorldSkills die Creme de la Creme an Nachwuchskräften aus aller Welt. Die maximal 22 Jahre – bei drei Wettbewerben 25 Jahre – alten Youngsters haben sich auf nationaler und kontinentaler Ebene für die Weltausscheidung qualifiziert. Rund 1300 Teilnehmer aus 51 verschiedenen Berufen sechs verschiedener Berufsgruppentreffen messen sich im fairen Wettstreit, um ihre Meister zu ermitteln.
Mit Abu Dhabi ist erstmals ein arabisches Land Ausrichter. Die Spanne reicht von sozialen Berufen, wie Krankenpfleger über kreatives Schaffen a la Koch, Chocolatier, Friseur oder Videospiel- und Webdesigner, Dienstleister wie Landschaftsgärtner, Fliesenleger und Maurer bis hin zu technisch ausgeprägten Metiers a la Schweißen, CNC-Drehen und -Fräsen oder Mechatronik.
Die Zeitvorgaben und Regularien sind äußerst streng. Bei den meisten Wettbewerben werden die Materialien und die Arbeitsplätze vom Veranstalter gestellt. Bei einigen Wettbewerben müssen die Teams indes Vorbereitungen treffen und Equipment sowie Materialien mitbringen. „Das wird streng kontrolliert", sagt Jacob Parker. „Wer vorbearbeitete oder -montierte Teile verwendet, kassiert eine empfindliche Strafe oder wird gar ganz ausgeschlossen", so der Brite." Der 21-Jährige startet im technischen Wettbewerb „Manufacturing Team Challenge". Hier gilt es, ein ferngesteuert fahrbares Roboterfahrzeug zu bauen, das automatisch einen Plexiglas-Kubus oder -Zylinder an Bord nehmen kann. Ins Gesamtergebnis fließt eine Reihe von Prüfungen und Wertungen ein. Neben der Maßhaltigkeit gegenüber den Zeichnungsdaten kommt es auch auf die Kosteneffizienz für den Bau des Fahrzeugs an. Hier schlägt nicht nur das Material und die Arbeitszeit der dreiköpfigen Teams zu Buche, sondern auch die Betriebszeit der zum Bau verwendeten Werkzeugmaschinen. „Wir waren bis dato sehr schnell und präzise und liegen gut im Rennen", macht sich Parker Hoffnung auf einen der Spitzenplätze, „das wird ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Team China."
Am Stand des japanischen Messtechnikherstellers Mitutoyo im Zentrum des Berufesektors „Manufacturing and Engineering Technology" werden unterdessen auf vier Crysta-Apex S Koordinatenmessgeräten die Werkstücke aus den Wettbewerben CNC-Fräsen und CNC-Drehen auf Maßhaltigkeit überprüft. Surftest SJ-410 Oberflächenrauheitsmessgeräte entlarven obendrein Mängel in der Bearbeitungsgüte. Mitutoyo hat als einer der Hauptsponsoren nicht nur einen großen, markanten Stand, sondern stellt auch rund 1800 Messgeräte für die Arbeitsplätze und die Experten von fast einem Drittel der Wettbewerbe. Darunter Messschieber, Mikrometer, Messuhren, Tiefenmesser, Höhenmessgeräte, Granitplatten und vieles mehr. Zudem zeichnen die Messtechnikexperten für die Prüfung der Werkstücke von sieben verschiedenen Wettbewerben verantwortlich. „Bei Mitutoyo nimmt die Förderung der Nachwuchskräfte einen hohen Stellenwert ein", so Mitutoyo Koordinator Martin Weeks. Jungen Menschen Karrierechancen aufzuzeigen ist auch eines der zentralen Ziele der WorldSkills.
Vom oberen Ende der Halle dringt frenetischer Beifall und das Läuten von großen Kuhglocken herüber. Team Schweiz bejubelt ihren Schützling bei den Mechatronikern, der eine der Prüfungen mit besonderer Bravour abgelegt und deutlich Boden gut gemacht hat. Der Zusammenhalt in den Teams ist wahrlich beeindruckend. Bereits bei der Eröffnungsfeier in der voll besetzten „du Arena" genossen die Mannschaften beim Einmarsch die lautstarke Unterstützung ihrer mitgereisten Delegationen, Betreuer, Experten, Familien und Fans.
Am vierten und letzten Tag der WorldSkills-Wettbewerbe treffen wir Jacob Parker wieder. Sichtlich enttäuscht erzählt er von der Fahrprüfung ihres Roboters, bei der sich der rechte Raupenantrieb gelöst hat. So konnte das Fahrzeug nur noch im Kreis fahren. Das gibt empfindliche Abzüge, die Medaillenränge sind dadurch in unerreichbare Ferne gerückt.
„Bei unseren Tests hat alles noch einwandfrei geklappt", so der Engländer. Doch bei den WorldSkills liegen Triumph und Niederlage nun einmal eng beeinander. „Wir sind sehr enttäuscht, denn es war mehr drin. Aber das Leben geht weiter", fügt sein Teamkollege Jake Green sportlich hinzu. Doch letztlich waren sie dabei, bei den WorldSkills – und zählen damit zu den weltweit besten Nachwuchskräften ihrer Zunft. Und das allein kann sich wahrlich sehen lassen.
Text & Photos: Thomas Mendle/Mitutoyo Europe GmbH