Unzählige Waren sowohl im Food als auch im Non-Food-Bereich sind heute in sogenannten Standbodenbeuteln verpackt - Seife, Nüsse oder Smoothies zum Beispiel. Die klassische Werkstoffkombination für solche Verpackungen ist PET/PE. Die beiden Folien werden einzeln hergestellt und im Anschluss miteinander verklebt. Während das PET in diesen Mehrschichtlaminaten für eine gute Steifigkeit und Optik sorgt, dient das PE als Siegelfolie – eine Kombination, die eine hervorragende Funktionalität gewährleistet, aber für das Recycling problematisch ist: Während Hersteller den produktionsbedingten Ausschuss ihrer Monomaterial-Folien heute üblicherweise direkt wieder dem Extrusionsprozess zuführen, ist das bei PET/PE-Verbunden nicht möglich. So gehen der Industrie große Mengen Material verloren. Die Hürden für ein Recycling dieses Post Industrial Wastes sind vor allem die Folgenden:
Recycling-Hürde 1: PET und PE sind chemisch inkompatibel
PET und PE verhalten sich chemisch in etwa so wie Wasser und Öl. Beim Aufschmelzen des Materials wieder eine homogene Mischung herzustellen, die es für die Extrusion einer Folie unbedingt braucht, ist nicht ohne weiteres möglich.
Recycling-Hürde 2: Verpackungen sind bedruckt
Ausschuss, der bei der Weiterverarbeitung zur fertigen Verpackung anfällt, ist in der Regel mit Druckfarben bedruckt, die aus unterschiedlichsten Bestandteilen, wie Farbpigmenten, Additiven und verschiedenen Bindemitteln bestehen. Einige dieser Elemente gasen beim Aufschmelzen im Extruder aus. Für eine stabile Extrusion ist das ein Problem – es bilden sich Bläschen und Löcher in der Folie. Für bedruckte Folie, egal aus welchem Rohstoff, gilt deshalb grundsätzlich: im Einschneckenextruder können maximal 20 Prozent dieses Materials als Rezyklatanteil beigemischt werden.
Die Lösung: EVO Fusion Technologie
Mit der EVO Fusion Technologie bietet Reifenhäuser Folienproduzenten nun eine Technologie, die das bisher unmögliche möglich macht: das Recycling von PET/PE Laminaten. Um PET und PE trotz chemischer Inkompatibilität nach dem Aufschmelzen wieder miteinander zu verbinden, bedient sich die Anlage der Doppelschneckentechnologie. Christoph Lettowsky, Produktmanager bei Reifenhäuser Blown Film, erklärt: “Doppelschneckenextruder zerteilen und verteilen die Bestandteile des Eingangsmaterials deutlich besser als Einschneckenextruder. Dank der hervorragenden Mischwirkung gelingt es, den für Laminate üblichen PET Anteil von 10 bis 40 Prozent gleichmäßig in einer PE Matrix zu verteilen und so ein homogenes Gemisch zu erzeugen – die Voraussetzung für die Herstellung einer neuen Folie.“
Auch die zweite Herausforderung – Ausgasungen durch Druckfarbe - meistert EVO Fusion dank der Doppelschneckentechnologie. Doppelschneckenextruder bieten in der Entgasungszone eine deutlich größere freie Oberfläche als Einschneckenextruder. Die Oberfläche wird außerdem deutlich schneller erneuert, so dass eine hohe Entgasungsleistung erzielt wird. Sie reicht aus, um die störenden Bestandteile der Druckfarbe vollständig zu entfernen.
Vom Post Industrial Rezyklat zur neuen, hochwertigen Verpackung |
Das Einsatzgebiet: EVO Fusion lohnt sich vor allem für Produzenten mit Extrusion und Weiterverarbeitung unter einem Dach
Während bei der Herstellung einer Folie ca. zwei Prozent Ausschuss anfallen, sind es bei der Weiterverarbeitung zur fertigen Verpackung bis zu 15 Prozent. Heute müssen Produzenten diese Abfälle gegen Bezahlung entsorgen. Mit EVO Fusion wird der bisherige Abfall zum wertvollen Post Industrial Rezyklat, dessen Menge und Qualität sehr gut vorhersehbar und planbar ist. Christoph Lettowsky sagt: “Die Technologie macht ab 50 bis 60 Tonnen Abfall pro Jahr Spaß. Ideal sind 100 Tonnen Abfall pro Jahr. Evo Fusion ist deshalb vor allem für Produzenten interessant, die Extrusion und Converting unter einem Dach haben.“
Produzenten können aus Ihrem PET/PE Ausschuss mit Evo Fusion direkt wieder eine neue Folie herstellen, die gegen eine PET Folie laminiert werden kann. So kann beispielsweise aus einem Standbodenbeutel für Seife wieder genau das gleiche Produkt werden. „Mit EVO Fusion bleibt eine hohe Qualität erhalten. Das sonst übliche Downcycling ist kein Thema. Wir haben mit Kunden schon Folien von 20µm Dicke hergestellt, die sich hervorragend als Umverpackung für Hygieneprodukte oder Spülmaschinentabs eigenen“, sagt Lettowsky.