Im Auftrag des Umweltbundesamtes wurde neulich der Abschlussbericht "Abschätzung der Potenziale und Bewertung
der Techniken des thermochemischen Kunststoffrecyclings" veröffentlicht. Die Autoren kommen aus der renommierten RWTH Aachen University sowie Hochschule Merseburg. Ihr Fazit lautet wie folgt.
Das chemische Kunststoffrecycling kann – in technisch ausgereiften, energieintegrierten und optimierten Anlagen – grundsätzlich einen positiven Beitrag zur Kreislaufwirtschaft leisten. Im Vergleich zur thermischen Behandlung können Treibhausgasemissionen eingespart werden.
Aus energetischer Sicht ist der aufwändige Ansatz aktuell allerdings nicht die optimale Lösung, solange an anderer Stelle hochwertige fossile Rohstoffe zur Bereitstellung von thermischer Energie verbrannt werden, sei es Steinkohle in Zementwerken oder Öl und Gas zur Heizwärme- und Warmwasserbereitstellung.
Das mechanische ist dem chemischen Recycling sowohl hinsichtlich des Energieverbrauchs als auch bezüglich der freigesetzten Treibhausgasemissionen deutlich überlegen. Die thermochemischen Ansätze bieten jedoch die Option, dass während der Behandlung Schadstoffe aus den Rezyklaten entfernt werden. Dies könnte künftig eine bedeutende Rolle spielen.
Als Standorte für chemische Recyclinganlagen bieten sich Chemieparks an, da dort neben den Produktölen auch die Wachse und Gase stofflich verwertet und nicht nur thermisch genutzt werden können und zudem eine optimale energetische Integration möglich ist.
Wird die Energie- und Wasserstoffbereitstellung für die Prozessketten künftig aus erneuerbaren Energien gedeckt, wäre eine weitere Optimierung, insbesondere des ökologischen Fußabdrucks möglich.
Wenn auf lange Sicht Treibhausgasneutralität und eine autarke Kohlenstoffbewirtschaftung angestrebt wird, ist die weitgehende stoffliche Nutzung von Abfallfraktionen unausweichlich. Wie alle Neuerungen wird dies mit größerem Aufwand und höheren Kosten verbunden sein als der Status Quo.