Reifenhäuser Reicofil stellt eigene Versuchsanlagen auf Produktion von Atemschutzmasken um
Der deutsche Maschinen- und Anlagenbauer Reifenhäuser Reicofil hat zwei seiner Versuchsanlagen aufgrund der Corona-Pandemie temporär umfunktioniert: Die im Technikum installierten Anlagen, die sonst ausschließlich für Forschung und Entwicklung sowie Kundenversuche genutzt werden, produzieren seit einer Woche im Dauerbetrieb Meltblown-Material für die Herstellung von dringend benötigten Atemschutzmasken. Das Unternehmen reagiert damit auf den aktuellen Notstand bei der Versorgung mit medizinischem Schutzmaterial.
Dr. Bernd Kunze, CEO der Reifenhäuser Reicofil, begründet die Entscheidung so: „Wir haben überlegt, welchen Beitrag wir in dieser Krise leisten können. Das ist natürlich hauptsächlich die schnelle Lieferung von Meltblown-Anlagen zum Aufbau zusätzlicher Kapazitäten. Hier haben wir unsere Lieferzeiten drastisch verkürzt. Wir wollten aber auch kurzfristiger unterstützen. Bis die aktuell fehlenden Kapazitäten aufgebaut sind, springen wir deshalb mit den Versuchsanlagen in unserem Technikum ein. Diese Kapazität jetzt nicht zu nutzen, wäre aus unserer Sicht verantwortungslos.“
Die Meltblown-Anlagen werden bis auf weiteres 24/7 im 4-Schicht-Betrieb gefahren. Die so produzierte Tagesmenge reicht für bis zu einer Millionen Atemschutzmasken. Der Versuchsbetrieb wird in dieser Zeit fast vollständig ausgesetzt. Für Michael Maas, dem Verantwortlichen für die Versuchsanlage, ist das wenig problematisch: „Durch die Corona-Pandemie sind die eigentlich geplanten Kundenbesuche- und –versuche zunehmend abgesagt worden, so dass ohnehin Anlagenkapazitäten und Personalkapazitäten frei wurden. Die Anlage von Versuchs- auf Produktionsbetrieb umzustellen, ergibt also doppelt Sinn.“
Das Meltblown-Material aus dem Vliestechnikum ist bereits für die nächsten fünf Wochen ausverkauft. Weil bisher kein deutscher oder europäischer Produzent für die Abnahme ausfindig gemacht werden konnte, geht der Vliesstoff an einen vietnamesischen Hersteller für Atemschutzmasken. Reifenhäuser bemüht sich jedoch weiterhin um Möglichkeiten, auch die lokale Versorgung während dieser Krise zu stärken. Das Unternehmen ist in engem Austausch mit Verbänden, Behörden und anderen Unternehmen.
Kunze erklärt, dass auch Material für andere medizinische Schutzkleidung kurzfristig produziert werden könne: „Wir gehen davon aus, dass auch Schutzanzüge, Hauben, usw. knapp werden. Auch hier bieten wir gerne unsere Hilfe an. Eine unserer Technikumsanlagen kann das entsprechende Material, ein SMS-Vlies, in höchster Qualität kurzfristig produzieren. Mittelfristig sollten wir aber auch hier die echten Produktionskapazitäten in Deutschland bzw. Europa durch neue Anlagen ausbauen.“